Trotz kräftigem Gewitterregen kamen viele Menschen zum Richtfest für die Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung und für Menschen mit Unterstützungsbedarf in die Albstraße nach Wilferdingen. Als Verantwortliche der Diakoniestation hat uns dieses große Interesse mit großer Freude erfüllt.

Nachdem in der vergangenen Woche das Dachgeschoß bei herrlichem Wetter aufgerichtet und das Dach vollständig isoliert werden konnte, beeinträchtigte der Regen allein das Richtfestgeschehen. Die Anwesenheit von Bürgermeister Prayon, den Gemeinderäten, den Pfarrern der Trägerkirchengemeinden, Bundes- und Landtagsabgeordneten und vielen politischen Amtsträgern brachte das hohe Interesse an diesem Modellbauvorhaben zum Ausdruck. Im Anschluss an die Segensworte von Pfr. i.R. hans-Martin Griesinger nutzten viele der Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, um die entstehenden Wohngemeinschaften näher kennen zu lernen. Viele zeigten sich von der Größe des Bauwerks mit 500 m² Wohnfläche sehr angetan. Im Innern des Gebäudes konnten die am Bau Beteiligten Handwerker das verdiente Handwerkeressen in guter, fröhlicher Gemeinschaft genießen.

Zimmermeister Jörg Stengel hatte für die Wohngemeinschaften folgenden Richtspruch ausgewählt.

Mit Gunst und Verlaub! Das Dachgebälk ist aufgerichtet, auf unsrer Arbeit lag Gedeihn, durch Tradition bin ich verpflichtet, mit einem Spruch den Bau zu weihn. Schaut her, wie prächtig dieser Bau. Empor sich reckt zum Himmelsblau!

Der Richtbaum grüßt ins Land hinaus, der Bauherr ruft zum frohen Schmaus! Der Bau steht fest in Waag' und Lot, auch im Verband hat's keine Not. hnier mit hoher Kunst erdacht, das haben wir geschickt vollbracht.

D'rum will ich jetzt vom Bau hier oben den Architekt besonders loben, und auch der Meister sei gedacht, die ihre Sache recht gemacht! Doch jetzt nehm' ich das Glas heran! Und stoße auf die Bauherrn an. lhn'n gilt mein erster Schluck und Dank, auf dass sie Leben Iang. Der zweite Schluck gilt den Kollegen, sie mussten sich hier tüchtig regen, damit das Richtfest nun zur Stunde zu feiern war in dieser Runde. Jetzt komme ich zum dritten Schluck, und tue dies mit kräft'gem Ruck. Er gilt dem Bau zur hohen Weihe, auf dass darin all Ding gedeihe!

Der Bau, der noch im Werden sich befindet, unmissverständlich Wunsch und Willen kündet, zu helfen Leidenden und Kranken, wofür es sich geziemt zu danken! Der Herrgott schütze allezeit die Menschen, die hier sind bereit, zu helfen und zu pflegen darauf, ich will mein Glas erheben. Dies Glas soll nun zur Erde fahren, auf das wir Gottes Schutz erfahren. Er möge allezeit seinen Segen dem Bauwerk und dem Bauherrn geben.

Bild 1: Blick vom Himmel auf die Wohngemeinschaften

Bild 2: Richtspruch von Zimmermeister Jörg Stengel assistiert von Elias Bauer und Josia

Bild 3: Grußwort Bürgermeister Prayon für die Gemeinde Remchingen

Bild 4: Katja Kreeb, Sozialdezernentin des Enzkreises, im Gespräch mit Ulrich Kammerer und Berthold Laumann

 

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Artikel in der PF Zeitung vom 08. Mai 2023:

 

Wohngemeinschaften der Diakoniestation verbinden Jung und Alt

Einzigartiges Projekt in der Region soll im Frühjahr 2024 bezugsfertig sein

Remchingen (zac). Auch wenn die zwei neuen Wohngemeinschaften der Remchinger Diakoniestation an der Wilferdinger Albstraße noch im Rohbau stehen, gibt es bereits die ersten Interessierten. Nach aktuellem Stand möchten vor allem jüngere Menschen in die WG für Menschen mit Behinderung ziehen, die dort vier Plätze bietet. Hinzu kommen acht Plätze für ältere, unterstützungsbedürftige Bewohner in den beiden unteren Stockwerken: „Es wird ein Miteinander von Jung und Alt unter einem Dach geben – Was wollen wir mehr?“, freute sich der Remchinger Diakonie-Vorsitzende Karl-Heinz Stengel beim Richtfest, das am Freitagabend mehr einer Wassertaufe glich.

Dennoch trotzten neben dem Wilferdinger Posaunenchor, den beteiligten Handwerkern, Pfarrer im Ruhestand Hans-Martin Grieisinger sowie Vertretern der Diakoniestation, aus der Politik und Vereinen auch zahlreiche Bürger dem strömenden Regen, um die Entwicklung des momentan in der Region in dieser Form einzigartigen Projekts zu verfolgen. „Das ist ein Projekt, das einzig für die Schwächeren in unserer Gesellschaft gedacht ist“, brachte Architekt Martin Elsässer das Vorhaben für zwölf Personen auf 500 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche mit barrierefreien Bädern, Aufzug und vielen Gemeinschaftsräumen auf den Punkt, das nach leichter Verzögerung im Frühjahr 2024 bezugsfertig sein soll. „Wer in solchen Zeiten baut, hat eine Mission“, betonte Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon und blickte auf viele Nachfragen nach solchen Wohnformen, die bisher nicht bedient werden konnten.

Ein großer Felsbrocken an Belastung sei weggebrochen, als neben dem Landeszuschuss in Höhe von 625.000 Euro und dem Gemeindezuschuss über 180.000 Euro in den vergangenen Tagen die Aktion Mensch den Höchstzuschuss von 300.000 Euro gewährt habe, verdeutlichte Stengel. Der 2021 festgelegte Kostenrahmen von 2,4 Millionen Euro für Erwerb und Umbau werde im Rahmen der allgemeinen Baukostensteigerungen jedoch nicht zu halten sein: „Die WG bleibt ein Spenden-Projekt.“ Gleichzeitig gelte es, genug Haupt- und Ehrenamtliche zu finden. Außerdem wies Stengel auf die Gesetzeslücke hin, dass Bewohner von Wohngemeinschaften mit 24-Stunden-Betreuung im Unterschied zu Altenheimen grundsätzlich kein Anrecht auf Sozialhilfe hätten. Der Bundestagsabgeordnete Rainer Semet sagte ebenso wie der Landtagsabgeordneter Hans-Ulrich Rülke (beide FDP) sowie die weiteren politischen Vertreter vor Ort seine Unterstützung bei der Klärung dieser Herausforderungen zu.

Beim Richtfest freuten sich Pfarrer Rudolf Kaltenbach (von links) der Remchinger Diakonie-Vorsitzende Karl-Heinz Stengel, sein Stellvertreter Oliver Arnold, MdB Rainer Semet, Architekt Martin Elsässer, MdL Hans-Ulrich Rülke und Pfarrer im Ruhestand Hans-Martin Griesinger. Foto: Zachmann